Musik ist eine Sprache, die jeder versteht. Daher eignet sie sich wie kaum eine andere Kunstform dazu, Menschen zusammenzubringen. Die Dankbarkeit und Freude darüber, dass genau dies nach den langen Monaten der Pandemie wieder möglich ist, ließen sich am gestrigen Abend in jedem Winkel des Gütersloher Theaters spüren. Die Bühne gehörte fünf jungen Opernsängerinnen und -sängern, die für diesen besonderen Abend von Berlin nach Ostwestfalen gereist waren. Möglich gemacht hatte das Konzert die Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung, die die Ausbildung der Gesangstalente am renommierten Internationalen Opernstudio der Staatsoper Unter den Linden fördert.
Stifterin Liz Mohn sagte in ihrer Begrüßung: „Ohne die Kultur war es in den vergangenen zwei Jahren sehr lange still. Endlich können die Künstler und Künstlerinnen wieder ihre Leidenschaft ausdrücken, ihren Beruf ausüben und wieder auf der Bühne stehen. Endlich können wir sie wieder erleben.“
Zweistündige Reise von Mozart bis Strauß
Unter dem Titel „Weltsprache Musik“ nahmen Clara Nadeshdin (Sopran, Deutschland), Ema Nikolovska (Mezzosopran, Kanada/Mazedonien), Anna Kissjudit (Alt, Ungarn), Spencer Britten (Tenor, Kanada) und Žilvinas Miškinis (Bassbariton, Litauen) das Publikum mit auf eine stimmungsvolle, rund zweistündige Reise durch den Kosmos der Klassik-Kompositionen. Als Solisten, im Duett oder als Ensemble füllten sie mit ihren klaren, facettenreichen und geschmeidigen Stimmen sowie atemberaubenden Koloraturen den Theatersaal. Begleitet von Markus Zugehör am Flügel, tauchten sie in verschiedene Stilformen, Sprachen und Jahrhunderte ein. Das Repertoire reichte von Beethovens „Fidelio“ über „La Jolie Fille de Perth“ von Bizet und Rossinis „Tancredi“ bis zu Dvořáks „Rusalka“. Martin Christian Vogel, ehemaliger Rektor der Hochschule für Musik Detmold und langjähriges Vorstandsmitglied der Stiftung, lieferte als Moderator nicht nur wertvolle Begleitinformationen zu den einzelnen Darbietungen, sondern brachte die jungen Künstler:innen durch kurze Interviews dem Publikum näher.
Nachdem die letzten Töne des Chorwalzers „Brüderlein und Schwesterlein“ aus der „Fledermaus“ von Johann Strauß verklungen waren, gab es einen langanhaltenden Applaus im Theater. Die etwa 170 Gäste, darunter Ralph Heck, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Christoph Mohn, Aufsichtsratsvorsitzender von Bertelsmann, Bertelsmann-CEO Thomas Rabe sowie Bürgermeister Norbert Morkes, erhoben sich von ihren Sitzen, um diesem Quintett beeindruckender Stimmen ihre verdiente Anerkennung zu zollen. Mit der Zugabe „Im Feuerstrom der Reben“, ebenfalls aus der „Fledermaus“, verabschiedeten sie das Publikum in die milde Gütersloher Frühlingsnacht.
Musik und Gesang als Brücken der Verständigung
Die Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung hofft sehr darauf, dass nach Überwindung der Corona-Einschränkungen der Betrieb und damit die Nachwuchsförderung am Internationalen Opernstudio nun wieder in gewohnten Bahnen verlaufen können. Auf der Bühne der Staatsoper Unter den Linden sind und waren die insgesamt neun geförderten Mitglieder derzeit in Aufführungen wie „Die Zauberflöte“, „Jenufa“, „Der Rosenkavalier“ und im April in der studioeigenen Produktion „Die Arabische Nacht“ zu hören. Bereits seit 2007 unterstützt die Stiftung die Ausbildung junger Operntalente am Berliner Opernstudio.
Auf Wunsch der Gastgeberin Liz Mohn richtete die Stiftung das Opernkonzert als Benefiz-Veranstaltung aus: Die Erlöse aus dem Kartenverkauf und Spenden kommen der Ukraine-Hilfe im Kreis Gütersloh zugute. „Gesang und die Weltsprache Musik können Brücken der Verständigung bauen – auch und gerade in schwierigen Zeiten“, betonte Liz Mohn.